Gibt es ein natürliches Abführmittel, das sofort wirkt?

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Helfen natürliche Abführmittel sofort? (Quelle: Jasmin Sessler - unsplash.com)
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Zuletzt aktualisiert: 05. April 2024

Wer kennt es nicht? Die Verdauung funktioniert manchmal nicht so, wie sie sollte.

Rund 30 bis 60 % der Bevölkerung leidet unter Verstopfung (med.: Obstipation) und einem trägen Darm. Frauen sind doppelt so oft betroffen wie Männer.

Das kann zu Krämpfen, starken Bauchschmerzen und Unwohlsein führen!

Können natürliche Abführmittel schnell Abhilfe schaffen?

Welche Abführmittel sind natürlich und können sie auch bei Kindern oder in der Schwangerschaft eingesetzt werden?

Diese und weitere Fragen beantworte ich Euch hier in diesem Artikel von OTC Beratung!

Was ist ein natürliches Abführmittel und ist die Wirkung?

Im Gegensatz zu den chemischen Abführmitteln aus der Apotheke, die sehr stark wirken und nur für die kurzfristige Anwendung geeignet sind, sind natürliche Abführmittel schonender für die Verdauung.

Je nach Stoff tritt die Wirkung schneller oder langsamer ein und es gibt mehr oder weniger Nebenwirkungen.

Grob kann man die natürlichen Abführmittel in drei Arten einteilen:

1. Quellstoffe und Füllstoffe

2. Gleitstoffe

3. Resorptionsbeeinflussende Abführmittel

Quellstoffe und Füllstoffe

Zu den Quell- und Füllstoffen gehören z.B. Flohsamen, Leinsamen, Chiasamen oder Weizenkleie. Diese natürlichen Mittel führen dazu, dass der Stuhl im Darm quillt, wodurch er weicher wird.

Dadurch wird die Darmaktivität angeregt und die Verstopfung löst sich schonend.

Hierbei ist es sehr wichtig, genug Wasser zu trinken, damit sich der Stuhl auch aufweichen kann.

Die Auswirkung zeigt sich nach ein paar Tagen und als Nebenwirkungen können Blähungen und Völlegefühl auftreten.

Gleitstoffe

Gleitstoffe haben die Aufgabe, dem festen Stuhl eine erleichterte Darmpassage zu ermöglichen.

Bei den natürlichen Abführmitteln stehen hierfür Mittel wie Leinsamen zur Verfügung.

Sie enthalten pflanzliche Schleimstoffe, die im Gegensatz zu chemischen Abführmitteln auch für Menschen mit chronischen Darmproblemen dauerhaft angewendet werden können.

Resorptionsbeeinflussende Abführmittel

Resorptionsbeeinflussende, natürliche Abführmittel sind beispielsweise Rizinusöl, Faulbaumrinde oder Sennesblätter.

Die Wirkung der Pflanzen beruht darauf, dass die Grundabgabe von Flüssigkeit in den Darm gesteigert wird.

Dadurch ist mehr Wasser im Darm vorhanden, was den Stuhl aufweicht und die Verdauung erleichtert.

Außerdem wird die Darmbewegung angeregt, wodurch der Stuhlgang schneller stattfinden kann.

Wichtig ist, die Ursache für Verstopfungen herauszufinden.

Vorübergehend können Abführmittel eingesetzt werden. Jedoch sollte auf lange Frist die Ursache bekämpft werden.

Das sind die Top 8 natürlichen Abführmittel

Es gibt viele natürliche Abführmittel, die als Hausmittel oft schon Zuhause vorrätig sind! Im Folgenden habe ich euch die besten natürlichen Abführmittel aufgezählt und erkläre Euch, wie Ihr sie anwendet!

Nr. 1: Rizinusöl

Rizinusöl ist das natürliche Abführmittel, das sofort wirkt. Vor allem, wenn es auf nüchternen Magen eingenommen wird, tritt die Wirkung innerhalb von 2 bis 4 Stunden ein.

Dafür werden ein bis zwei EL Öl in Saft gemischt oder als Kapseln eingenommen. Wichtig ist, während der Behandlung viel zu trinken.

Nachdem Rizinusöl zu den am stärksten wirkenden natürlichen Abführmitteln gehört, sollte es nicht regelmäßig, sondern nur kurzfristig angewendet werden.

Nr. 2: Faulbaumrinde

Faulbaumrinde hat eine zuverlässige Wirksamkeit bei Verstopfung. Sie ist neben Rizinusöl eines der stärksten natürlichen Abführmittel.

Die Inhaltsstoffe der Rinde bewirken, dass Flüssigkeit in den Darm abgegeben wird.

Daneben führt sie auch dazu, dass Wasser im Darm bestehen bleibt. Dadurch wird das Volumen im Darm erhöht und der Stuhl aufgeweicht.

Das führt letztendlich zu einer Erleichterung und schnelleren Entleerung.

Zwei Gramm der Rinde werden für die Zubereitung eines Tees mit 150ml Wasser benötigt.

Vom Tee sollten morgens und abends je eine Tasse getrunken werden. Der Wirkeintritt findet nach ungefähr 6 bis 10 Stunden statt.

Nr. 3: Trockenobst

Trockenobst: getrocknete Aprikosen, Feigen, Datteln
Getrocknetes Obst kann die Verdauung anregen. (Quelle: Leohoho - unsplash.com)
  • Aprikosen: Dass getrocknete Aprikosen abführend wirken, ist schon länger bekannt.
    Das im Obst enthaltene Pektin kann Flüssigkeit binden.
    Dadurch quillt die Aprikose im Darm auf, der dadurch zur Bewegung angeregt wird.
  • Feigen: Auch Feigen haben diese quellenden Eigenschaften. Dafür können die Früchte sogar über Nacht in Wasser eingeweicht werden, bevor man sie isst. Dadurch bekommt man schon etwas Flüssigkeit in den Körper, die benötigt wird, um den Stuhl aufzuweichen.
  • Dörrpflaumen: Vor allem wegen dem hohen Ballaststoffanteil sind getrocknete Pflaumen eine gute, schonende Art des Abführens. Daneben bindet das Obst Giftstoffe, die dadurch ausgeschieden werden.
  • Rhabarberwurzel: Ein Tee aus den getrockneten Wurzeln der Rhabarberpflanze hilft dabei, den Stuhlgang zu erleichtern. Dafür werden über ein bis zwei Gramm Tee 150ml siedendes Wasser gegossen. Nach fünf Minuten kann der Tee dann getrunken werden.

Nr. 4: Abführende Säfte

  • Pflaumensaft: Pflaumensaft ist ein altbewährtes, ballaststoffreiches Hausmittel, das bei Verstopfung eingesetzt wird. Ein Glas morgens nach dem Aufstehen genügt, um den gewünschten Effekt zu erhalten. Die Wirkung sollte nach ein bis zwei Stunden einsetzen.
  • Holunderbeerensaft: In Holunderbeerensaft ist unter anderem das Flavonoid Rutin enthalten, das die Verdauung anregt. Die Dosierung beträgt zwei Gläser täglich zu einer Mahlzeit.
  • Sauerkrautsaft: Der milde Saft des Sauerkrautes hilft als natürliches Abführmittel sanft, den Darm zu entleeren. Der Effekt setzt nach ca. 6 Stunden ein. Daneben helfen die enthaltenen Milchsäurebakterien, eine gesunde Darmflora zu erhalten. Für die Darmanregung genügen ein bis zwei Gläser am besten jeden Tag direkt nach dem Aufstehen.

Nr. 5: Leinsamen

Leinsamen enthalten nicht nur gesunde Fette. Die Samen sind auch reich an Ballaststoffen, die für unsere Verdauung wichtig sind.

Diese Ballaststoffe sind in der Lage im Darm zu quellen. Dadurch wird die Darmaktivität angeregt. Außerdem helfen die enthaltenen Schleimstoffe, die Ausscheidung zu beschleunigen.

Wichtig ist, viel zu trinken, damit der Quellprozess auch stattfinden kann.

Erwachsene nehmen zwei bis dreimal täglich einen Esslöffel Leinsamen unzerkleinert mit Wasser ein.

Bei einer Verstopfung macht sich die Wirkung der Samen nach 12 bis 24 Stunden bemerkbar.

Nr. 6: Flohsamenschalen

Flohsamenschalen binden Flüssigkeit im Darm und quellen dadurch auf.

Durch die Volumenvergrößerung wird der Darm aktiviert. Daneben enthalten sie Schleimstoffe, die einen Schmiereffekt haben und die Ausscheidung erleichtern.

Die Flohsamen sollten ca. 60 Minuten vor einer Mahlzeit oder 2 Stunden nach dem Essen eingenommen werden.

Das Resultat tritt erst nach zwei bis drei Tagen ein. Die maximale Verzehrmenge beträgt 40 Gramm, die nicht überschritten werden sollte.

Die Flohsamen können in Wasser oder klarer Brühe gemischt und getrunken werden.

Danach ist es wichtig, während des Tages viel zu trinken. Als Nebenwirkungen können gelegentlich Blähungen auftreten.

Nr. 7: Chiasamen

Chiasamen gequollen in einem Glas mit Himbeeren
Chia Samen können bei Verstopfungen eingesetzt werden. (Quelle: Milada Vigerova - unsplash.com)

Chiasamen sind reich an Ballaststoffen, die ebenfalls die Darmtätigkeit stimulieren.

Bei einer Verstopfung werden 5 Gramm Chiasamen ein paar Minuten in ca. 100 ml Wasser vorgequellt.

Danach wird die Mischung getrunken bzw. gegessen.

Die Auswirkung der Chiasamen macht sich nach ein paar Stunden bemerkbar.

Nr. 8: Sennesblätter

Bei Sennesblättern ist es wichtig, dass sie nur kurzfristig zur Behandlung von Verstopfungen eingesetzt werden dürfen.

Die Heilpflanze hat eine gute abführende Wirkung. Jedoch sollte sie nicht zu häufig angewendet werden.

Eine dauerhafte Anwendung kann die Darmtätigkeit stören und den Wasser- und Elektrolythaushalt im Körper durcheinanderbringen.

Das Abführen tritt nach 8 bis 12 Stunden ein. Die Dosierung beträgt 0,75g Tee (1/2 Teelöffel) ein- bis zweimal täglich.

Sennesblätter können ebenfalls als Nebenwirkungen Blähungen aber auch andere Magen-Darm-Beschwerden verursachen.

Kann Salzwasser als natürliches Abführmittel angewendet werden?

Im Internet kursieren Gerüchte, dass Salzwasser als natürliches Abführmittel eingesetzt werden kann.

Ich rate Euch aber dringend von dieser Art der Abführung ab!

Salz bindet nicht nur Wasser, sondern auch Mineralstoffe, die dann ausgeschieden werden und dem Körper danach fehlen.

Vor allem Menschen mit erhöhtem Blutdruck, Nierenproblemen oder anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten Salzwasser auf keinen Fall zum Abführen verwenden.

Natürliches Abführmittel für Kinder, Kleinkinder und Babys

Es gibt natürliche Abführmittel, die auch für die Kleinen geeignet sind.

Hierzu zählen Früchte und Fruchtsäfte, die durch die enthaltenen Ballaststoffe eine natürliche, quellende Wirkung im Darm haben.

Dadurch, dass Obst und Fruchtsäfte süß schmecken, sind sie zudem sehr beliebt bei Kindern.

Geeignete Obstsorten sind Pflaumen, Äpfel, Birnen, Weintrauben oder Birnen.

Baby in Windeln
Babys leiden nicht selten unter Verstopfung. (Quelle: Ignacio Campo - unsplash.com)

Für Kinder sind auch Probiotika geeignet, die im Zuge einer Darmsanierung eingesetzt werden können.

Probiotika helfen dabei, die Darmflora aufzubauen, sodass die Verdauung und auch das Immunsystem reibungslos funktionieren können.

Wichtig ist, die Ursache für die Obstipation herauszufinden. Dazu sollte bei Kindern, Kleinkindern und Babys am besten immer ein Arzt aufgesucht werden.

Können natürliche Abführmittel in der Schwangerschaft eingesetzt werden?

Ja, es gibt natürliche Abführmittel, die bei Schwangeren angewendet werden können.

Viele Schwangere leiden unter Verstopfung, weil der Hormonhaushalt umgestellt, die Darmbeweglichkeit eingeschränkt und die allgemeine Bewegung verringert ist.

Dadurch wird der Darm träge und es kommt zur Verstopfung.

Um diese schonend zu lösen, ist eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Wasser empfehlenswert.

Die Hausmittel Flohsamenschalen, Leinsamen oder Chiasamen können als Quellstoffe helfen, die natürliche Darmtätigkeit anzukurbeln.

Mehr Bewegung während der Schwangerschaft hilft ebenfalls, die Verdauung anzuregen.

Wenn die genannten Maßnahmen nicht ausreichen, sollte der Frauenarzt um Rat gefragt werden.

Helfen natürliche Abführmittel beim Abnehmen?

Nein, natürliche Abführmittel helfen nicht beim Abnehmen. Man sollte sich auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung konzentrieren.

Wer abnehmen möchte, sollte täglich ein leichtes Kaloriendefizit haben, wodurch schonend und langsam Gewicht abgebaut werden kann.

Außerdem ist es wichtig, mindestens 2 Liter Wasser oder ungesüßten Tee täglich zu trinken.

Frau mit Maßband um den Bauch als Zeichen zur Gewichts Abnahme
Abführmittel sind nicht zur Gewichtsreduktion geeignet. (Quelle: Bill Oxford - unsplash.com)

Wer versucht, Gewicht mit Abführmitteln zu verlieren, bringt seinen gesamten Mineralstoffhaushalt und die natürliche Magen-Darm-Aktivität durcheinander.

Abführmittel führen nur zu einem kurzfristigen Flüssigkeitsverlust, was man auf der Waage sehen kann. Langfristig kann damit jedoch keine Gewichtsreduktion bewirkt werden.

Autorin: Melissa Sörgel
Autorin: Melissa Sörgel

Mein Name ist Melissa und ich bin seit 2016 approbierte Apothekerin.

Von 2011-2015 habe ich Pharmazie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nürnberg studiert.

Danach habe ich mehrere Jahre in Apotheken gearbeitet und tausende Kunden beraten.

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Quellenverzeichnis: 

1. Hospital London, Obstipation, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29810780/

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